Wie oft habe ich eigentlich in den letzten Jahren schon das Wort „unfassbar“ in Zusammenhang mit dem Effzeh benutzt? Meistens gefolgt von „schlecht“. Unfassbar schlecht.
Und langsam gehen mir auch die zynischen Kommentare aus, um das, was ich da Woche für Woche sehen muss, noch beschreiben zu können. „Unfassbar schlecht“ trifft es schon gar nicht mehr. Inzwischen habe ich nur noch die Hoffnung, dass Jan Böhmermann sich die Armin-Veh-Maske vom Kopf reißt und mitteilt, dass der ganze 1. FC Köln ein lang angelegtes Satireprojekt war. Anders ist nicht zu erklären, wie man es schafft, sich Woche um Woche weiter zu blamieren und das eigene Loch, in dem man sich befindet, noch tiefer zu buddeln. Kennt ihr den Zeitungsartikel von dem Typen, der immer weiter gegraben hat, weil sein Metalldetektor wegen der Stahlkappen in seinen Schuhen ausgeschlagen hat? Das ist der Effzeh seit mindestens 2017 – andere würden sagen seit 27 Jahren. Das einzig Gute an diesem Loch ist, dass ich mich einfach reinlegen kann und nur noch jemand die Erde drauf kippen muss – wie soll man sich als Effzeh-Fan noch bei Tageslicht blicken lassen?
Auf dem Papier hatte man das leichteste Pokal-Los, weil der größte Klassenunterschied. Es war klar, dass der Außenseiter seine Tugenden reinwerfen würde. Zweikämpfe, schnelle Bälle auf Jurcher und ab die Post. Aber anstatt das anzunehmen und einfach mit Ball- und damit Spielkontrolle dagegen zu halten, hat man gleich in der ersten Minute dem Underdog signalisiert, dass hier heute was geht. Man hat sich direkt von deren Zweikampfführung (wie schon gegen Mainz) beeindrucken lassen und die ersten 5 Minuten keinen Ball über mehr als eine Station gepasst bekommen. Der FC aus Saarbrücken hätte schon hier in Führung gehen können, da der FC aus Köln halt so Larifari ein bisschen rumgespielt hat, hier mal ein hoher Ball auf Modeste, da mal ein (schwacher) Schuss aus der zweiten Reihe…irgendwann wird schon einer reinflutschen. Haha, denkste. Ich weiß nicht, ob man das bereits mit der Aufstellung suggeriert hat. Cordoba und Modeste spielen zu lassen, fand ich im Vorfeld richtig. Allerdings fehlte auch irgendein Spieler im Zehnerraum, der die beiden hätte bedienen können. Die rechte Seite war mit Risse/Schmitz quasi inexistent, links war Katterbach noch ein Lichtblick, während sich Drexler mal wieder mit allem Möglichen aufgerieben hat und wenn er mal die Chance hatte, konsequent die falsche Entscheidung getroffen hat. Und ein Hector alleine kann eben auch nicht alles richten.
Saarbrücken brauchte wirklich nicht viel. Hinten eine halbwegs solide Innenverteidigung (Christopher Schorch, von Kommentator Veltmann ebenso liebevoll wie konsequent „Schorsch“ genannt), im Mittelfeld einen Perdedaj, den unser Mittelfeld schalten und walten ließ, wie er wollte und vorne eben schnelle Leute. Das reicht. Das hat Hertha gereicht, das hat Mainz gereicht, das hat auch Saarbrücken gereicht. Auch, weil wir keinen Spieler haben, der dagegen halten kann. Hector und Skhiri wollen alles spielerisch lösen, was natürlich an sich redlich ist, aber keiner von denen zeigt einem Regionalligisten mal, was Bundesligahärte ist.
Und so kam dann das, was sich nicht nur abgezeichnet hatte, sondern auch hochverdient war: Saarbrücken geht in Führung. Ich will hier gar nicht nur den FC bashen, sondern auch Lottner und sein Team loben: Saarbrücken hat das sehr gut gemacht und sich die Führung redlich verdient. Beierlorzer hatte in der Halbzeit Schaub gebracht, weil auch ihm der völlig verwaiste Zehnerraum nicht entgangen war. Das war gut und richtig. Aber warum Modeste raus und Cordoba drinnen lassen? Modeste war seinem Tor viel näher als Jhon (der in 95 Minuten keinen Ball aufs Tor gebracht hat, nur eine Kopfballchance neben das Tor steht zu Buche – und immerhin der Assist zum 2:2), und Modeste wäre ja die Sorte Spieler, die von einem Schaub profitieren kann. Aber gut, irgendwas wird für Cordoba und gegen Modeste gesprochen haben – auch wenn sich der Kolumbianer leider bedenklich der Nicht-Form aus der Abstiegssaison annähert. Vermutlich war der Pfostenschuss von Paderborn der Knackpunkt bei ihm.
Der zweite Wechsel war Schindler für Risse. Das war zwar insofern okay, als dass Cello nur noch für Standards und Field Goals gut ist, aber ansonsten mit Profifußball nichts mehr zu tun hat. King hat die Seite auch merklich belebt und später gute Flanken geschlagen, aber wer soll die in der Mitte abnehmen? Cordoba alleine war bei den Innenverteidigern abgemeldet, Drexler und Schaub werden eher keine Kopfballduelle gewinnen. Warum nicht Doppelwechsel King und Terodde? Warum lasse ich meinen besten Stürmer so lange auf der Bank, bis (fast) alles zu spät ist?
Und nach dem Tor passiert dann halt das, was beim FC immer passiert: Alle rennen blöd nach vorne und wollen, wollen, wollen, aber lassen jede Cleverness vermissen. So fällt in der 57- Minute ein Tor, das sonst nur in der 89. fällt: Alle aufgerückt, keiner sichert ab, der alte Mann im Körper eines 21-Jährigen, Jorge Meré, muss ins Sprintduell gegen Jurcher und wer glaubt, dass das eine gute Idee ist, der hat den Fußball nie geliebt. Macht Jurcher dann aber auch gut gegen Horn. 2:0, Spiel durch, danke, tschö.
Aber, halt, nein, der Effzeh wäre nicht der Effzeh, wenn er nicht noch eine letzte Pointe bereit hätte. Natürlich kommen wir noch mal ran. Natürlich gleichen wir sogar aus! Fallhöhe! Wusste schon Shakespeare: Großes Drama braucht Fallhöhe. Um hier nicht alles schlecht zu reden: In der Phase hat sich Hector zum (spielerischen) Anführer aufgeschwungen, Louis Schaub kluge Pässe gespielt und ist auch mal in Zweikämpfen stehen geblieben und Terodde hat eine wahnsinnig viel bessere Körpersprache als alle Anderen. Und als dann sogar noch Jurcher unter Tränen rausmusste, war eigentlich klar, dass das Momentum des Spiels gekippt war.
Selbst der ansonsten bemerkenswert schlechte und faktenresistente Kommentator Klaus Veltmann hatte (zufällig) recht, als er diagnostizierte, dass Saarbrücken stehend k.o. war. Der FC konnte die Regionalligisten herspielen, wie er wollte, Schindler überlief rechts ein ums andere Mal, Schaub kam immer wieder durch – einzig, erneut fehlte der letzte Punch. Erneut gab man sich mit dem Minimum (Ausgleich) zufrieden, erneut ging man in den „wird jetzt schon irgendwie“-Modus. Erneut war man sich zu fein, einen Saarbrücker einfach mal in die Bande zu schicken, als die ihre letzten Kräfte mobilisierten und noch einmal (noch nicht mal alle) nach vorne liefen. Zu dem Zeitpunkt hätte der FCS dankbar die Verlängerung unterschreiben, aber darauf hatte der FC keinen Bock. 3 Spiele in 9 Tagen sind ja auch viel, da muss man sich wirklich nicht noch 30 Minuten extra antun. Und dem Dirk gönnt man ja auch das Weiterkommen. Also lud man Saarbrücken freundlichst zum 3:2 ein, die nahmen dankend an, Deckel drauf, fertig. Goodbye Colonia.
Das wirklich Schlimmste ist, dass es eigentlich jeder geunkt hatte. Dass meine Twitterleiste (und da schließe ich mich selber mit ein) voll ist mit „immerhin Geld gewonnen“, „war klar“ und „alles wie immer“. Der FC hat uns zu komplett gebrochenen Zynikern mit ungebrochenem Unverständnis gegenüber der Welt gemacht. Und wir wissen was jetzt kommt. Jetzt kommen die ganzen Wutreden, die ganzen „jetzt müssen wir Reaktion zeigen“, „Düsseldorf wegkloppen“, „Fans versöhnen“-Phrasen, der Express wird Beierlorzer anzählen, weil der klüger ist als sie, vermutlich werden drei willkürliche Spieler suspendiert werden (Schmitz, Risse und irgendein weiteres Bauernopfer), gegen Düsseldorf wird der Bus geparkt und trotzdem werden die uns einen reingurken.
Für mich hat die Niederlage in Saarbrücken nur ein Gutes: Wenigstens wurden hier alle Defizite schonungslos offen gelegt. Man kann sich hinter keiner Schiedsrichterentscheidung verstecken, hinter keiner (vermeintlichen) Klasse des Gegners, hinter keinem „fehlenden Spielglück“, hinter keinem „Wenn er den reinmacht“. Jetzt muss auch der Letzte erkennen, dass diese Mannschaft komplett dysfunktional ist, dass sie keinen Offensivfußball gestalten kann und hinten in der derzeitigen Ausrichtung nicht die Null halten kann. Dass sie überhaupt nur Erfolg hatte, wenn sie Fußball verhindern wollte. Der Schnee ist geschmolzen und nun sieht jeder, wo die Scheiße liegt.
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